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DAS NETZ => Lutz Dammbeck: Notizen => : admin January 11, 2010, 09:50:46 AM



: ARBEIT und DIGITALISIERUNG
: admin January 11, 2010, 09:50:46 AM
....Seit einigen Jahrzehnten gibt es eine nachlassende Nachfrage nach einfacher, gering qualifizierter Arbeit.
Eine neue soziale Schicht ist entstanden, die lebenslangen Dauerarbeitslosen. Arbeit für fast alle wird es vielleicht nie wieder geben. Es ist auch nicht vorstellbar, dass jeder einen Hochschulabschluss erwirbt, und wenn es so wäre, dann gäbe es eben massenhaft arbeitslose Hochschulabsolventen. Bildung bedeutet, anders als oft behauptet wird, heute nicht mehr automatisch Aufstieg oder Karriere, davon kann das akademische Prekariat ein Lied singen, eine andere soziale Schicht, die gerade entsteht.

 Die Dauerarbeitslosen verhalten sich durchaus rational, wenn sie sich in ihrer Situation einrichten, und wenn viele von ihnen ihre Lebensfreude im Alkohol, im ungebremsten Medienkonsum oder auch in der Kriminalität suchen. Haben sie eine Alternative? Würde ihnen ein Hauptschulabschluss etwas bringen? Braucht sie jemand?
Bei Marx und Engels kann man lesen, wie das Industrieproletariat zu Beginn der Industrialisierung mühsam diszipliniert wurde, es ist dem Menschen nicht selbstverständlich, morgens um sechs Uhr aufzustehen und ein Leben im Takt der Maschinen zu führen.

Jetzt braucht man bei uns das Proletariat nicht mehr, das Proletariat wohnt anderswo, und die Mühen der Selbstdisziplin sind sinnlos geworden, auch die Mühen der Erziehung. (...)

...Wenn das deutsche Bildungssystem heute nicht einmal mehr in der Lage ist, jedem Lesen und Schreiben beizubringen, dann hängt das nicht in erster Linie mit diesem System zusammen, sondern damit, dass Bildung für zehn oder fünfzehn Prozent der Bevölkerung objektiv wertlos geworden ist. Es gibt für sie keine Chancen. Früher musste man als Arbeitsloser lesen können, um sich nicht zu langweilen, auch das ist dank des Fernsehens nicht mehr nötig. Es ist angenehmer und vernünftiger, mit Hartz IV morgens im Bett liegen zu bleiben, statt um sechs für einen Job aufzustehen, der 100 Euro mehr bringt als die staatliche Unterstützung.

Jetzt wird die Hauptschule abgeschafft, aber die Hauptschüler kann man nicht abschaffen, sie bleiben. Sie haben nichts zu verlieren und nichts zu gewinnen. Sie werden jetzt ihre Hoffnungslosigkeit und ihre berechtigte Wut in die ehemaligen Realschulen tragen.

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Bildung-Schule-Schulpolitik;art141,2997752


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