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 am: Dezember 09, 2007, 05:54:02 pm 
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http://www.mdtaxes.org/NEWS-STORIES-2005/Commentary.David.Gelernter.Americanism&enemies.1.2005.htm
http://www.antiwar.com/henderson/?articleid=11994

siehe auch "David Gelernter" - "Personen" - "Interviews"

 82 
 am: November 23, 2007, 12:07:46 am 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
ANJANA SHRIVASTAVA: Der Amerikanische Individualanarchismus - 3

Diese Kette ist inzwischen der weltgrößte Privatarbeitgeber, und rangiert
in Amerika gleich hinter der Bundesregierung. Dabei entwickelte der
Konzern sich zum einem wahren Leibhaftigen - für Gewerkschafter und
Menschenrechtsaktivisten, u.a. wegen seiner Hyper-Überwachung der
Beschäftigten, für Stadtplaner und Bürgerinitiativen, weil Wal-Mart mit
seinen Filialen, die mitunter die Größe von vier Fußballfeldern einehmen,
das kommerzielle und gesellige Leben in ländlichen und kleinstädtischen
Gebieten buchstäblich ausradiert.

Nebenbei bemerkt weigerte sich Wal-Mart, wo fast nur die unteren
Schichten einkaufen, als einzige große Verkaufskette, McVeighs
Biographie "American Terrorist" zu verkaufen. Für McVeigh, der sich für
die Überlebenstechniken der Pioniere begeisterte, war es aber sicher
weitaus bitterer, daß so vielen seiner Landsleute im wesentlichen nur
dieser schäbige Konsumismus geblieben ist. Während für Kaczinski dabei
eher die Vernichtung der Natur zu Schleuderpreisen das Tragische ist.
Beide sind jedoch gegen die Omnipräsenz von Wal-Mart und FBI nicht im
sozialistischen Sinne, sondern aus Mißtrauen gegenüber der Mehrheit.
Ihre Terrorakte verstehen sie auch als "Gnadenakte" - in dem
pessimistischen Bewußtsein, daß die meisten Amerikaner weder begreifen,
was in ihrem Land vor sich geht, noch Widerstand dagegen leisten wollen.
Deswegen ist beider amerikanisches Ziel, unabhängig zu leben, geprägt
von puritanischer Misanthropie. Schon die alten Trapper in Kentucky
hatten viele Feinde: schwer zu überwindende Berge, die Bären, die
britische Krone, die Regierung in Washington, wilde Indianer. -
Allerhand Feinde bei der Verteidigung des Paradieses.   


4. Ist Timothy McVeigh ein rechter und Theodore Kaczynski ein linker
Terrorist - wie das ihre jeweiligen Sympathisantenkreise nahelegen?
Und lohnt sich die Unterscheidung überhaupt noch?
Vor einiger Zeit fand in Graz ein Symposion über Kriminelle statt, dort
war man sich bald einig, z.B. in dem rechtsradikalen Österreicher Franz
Fuchs, der im Namen einer "Bajuwarischen Befreiungsarmee" Briefbomben an
linksliberale Prominente verschickte, einen bösen - und in dem Berliner
Kaufhauserpresser Arno Funke, dessen Rohrbomben nie einen Menschen
gefährdeten, einen guten Verbrecher zu sehen. McVeigh und Kaczynski
diskutierten im Gefängnis eine ähnliche Differenz zwischen ihren Taten:
Der UNA-Bomber warf dabei dem Oklahoma-Bomber vor, daß er Unschuldige
(Kinder) tötete, während Kaczynski gezielt die seiner Meinung nach
Schuldigen (Verantwortlichen) angriff. 

Der demokratische Staat fühlt sich von Links- und Rechtsradikalen
gleichermaßen herausgefordert, deren Bedrohungspotential u.a. der
Verfassungsschutz alle Jahre wieder einschätzt. Hier hat sich dennoch
die Ansicht erhalten, daß die Linke sich auf die Organisierung des
Widerstands bis zum Aufstand konzentriert, während die Rechte eher zum
Staatsstreich neigt. "Die Theorie wird zur materiellen Gewalt, wenn sie
die Massen ergreift," so sagte es Karl Marx - und seitdem ist der
unblutige Generalstreik gewissermaßen das Meisterstück für die Linke.
Von Adolf Hitler stammt dagegen die Überzeugung: "Männer machen
Geschichte, nicht die Massen!" In diesen unterschiedlichen
Machtübernahme-Konzepten geht es auf der einen Seite um die Verschärfung
der sozialen Kämpfe und auf der anderen um die Eroberung von
Schlüsselpositionen, wobei dem Attentat eine unterschiedliche Bedeutung
zukommt. Die Rechte neigt darüberhinaus aufgrund ihres Krieger-Ideals
generell zu waffentechnischen "Lösungen", während die Linke zunächst die
Überredungskunst forciert - bis hin zu den schönen Künsten. Wer den
Aufstand, mindestens einen Massenprotest, nicht organisieren kann, dem
bleibt nur das Attentat - als Fanal mit einem möglichst hohen
Symbolwert. Daneben kann man ganz allgemein bei den heutigen Partisanen
einen starken Hang zu nichtsozialistischen oder sogar
antikommunistischen Ideen feststellen. Auch bei den Einzelkämpfern
McVeigh und Kaczynski: Dieser, insofern er einen vorindustriellen
Zustand anstrebte und jener wegen seiner Neigung zum Herrenmenschentum. 

Bereits 1930 verfaßte der italienische Schriftsteller Curzius Malaparte
eine "Technik" des Staatsstreichs und des Aufstands, wobei beides für
ihn identisch war. Leo Trotzki hat ihn deswegen als einen
"faschistischen Theoretiker - so etwas gibt es" angegriffen, der uns
Märchen über die Macht erzählen will - es geht dabei um ihr "Ergreifen",
das bei den Kommunisten wesentlich ein Schüren und Kanalisieren des
Unmuts ist. Für Malaparte ist dagegen die Machtübernahme ein Problem
planerischer Putsch- "Intelligenz". Seit dem Zusammenbruch der
Sowjetunion avancierte er schon fast zu einem Vordenker der bürgerlichen
Widerstandsforschung. So unterscheidet z.B. der Jerusalemer
Kriegsforscher Martin van Creveld, dessen Schriften hierzulande von
einem Versicherungskonzern verlegt werden, nicht mehr zwischen linken,
kommunistischen und rechten, nationalistischen Partisanen- bzw.
Guerillabewegungen. Er sieht überall nur noch "low intensity conflicts",
die jedoch für die davon betroffenen Staaten gefährlicher als reguläre
Kriege seien.

An dieser Malaparteschen Differenz - zwischen den Staaten und ihren
Herausforderern - hakt auch der Berliner Politologe Herfried Münkler an
- in einer Studie über die neuen "privatisierten Kriege". Er meint
darin, daß der Bürgerkrieg nunmehr die Fortsetzung der Ökonomie mit
anderen Mitteln ist. Van Creveld begreift den Krieg dagegen eher als
Fortsetzung des Sports. Konkret könnte er dabei an die jüngste
Verwandlung des Fanclubs von Roter Stern Belgrad in eine
Tschetnik-Einheit gedacht haben.  Direkt auf Malapartes
Machtübernahme-"Analyse" beruft sich ein französisches Autorenkollektiv,
das sich mit der "Ökonomie in Bürgerkriegen" befaßt hat, wobei
Widerstandsbewegungen rund um den Globus analysiert wurden: Egal ob
rechte oder linke - seit dem Ende des Kalten Krieges sind sie alle mehr
oder weniger korrupt geworden und statt dem Volke zu dienen,
wirtschaften sie nur noch in die eigene Tasche: Das ist der Tenor ihres
gesamten Buches. Einige der Autoren arbeiten im französischen
Verteidigungsministerium, andere in NGOs oder an Universitäten.

In Deutschland gibt es eine Theorie und Philosophie gebliebene
Entfaltung des Partisanenkriegs - angefangen von Stein, Gneisenau,
Clausewitz und Fichte, darüberhinaus jedoch vor allem eine lange
Tradition der Vernichtung von Partisanen - als Verbrecher. Die Verfasser
zweier berühmt gewordener Partisanen-Schriften - Ernst Jünger und Rolf
Schroers - sahen ihren Widerstand nach dem verlorenen Krieg denn auch
höchstens noch im "Privatpartisan" - im einsamen "Wolf"  - aufgehoben,
der sich u.a. gegen die Popkultur stemmt - als eine Art intellektueller
Maschinenstürmer. In der westlichen Studentenbewegung orientierte man
sich zunächst an existentialistischen Individualrevolten - wie die der
Beatniks, dann an den siegreichen algerischen, kubanischen und
vietnamesischen Partisanen-Konzepten. Einigkeit bestand außerdem
darüber, daß die Linke sich stets gegen die da oben organisiert, während
die Rechten eher nach unten treten. Neuerdings wird jedoch wieder der
vergrübelte Einzelkämpfer favorisiert. Für Alexander Kluge ist die
intellektuelle Tätigkeit schon fast automatisch Partisanentum und Paul
Parin sowie Jacques Derrida sehen ihn heute in den Computer-Hackern
verkörpert. Tatsächlich riefen neulich schon zwei große rotchinesische
Hacker-Verbände landesweit dazu auf, den US-Imperialismus anzugreifen
und in München trafen sich Vertreter aus Industrie, Politik und Militär,
um Strategien gegen den "Cyberterrorismus" zu diskutieren. In Jerusalem
diskutierte jetzt der selbe Kreis das selbe Problem mit israelischen
Experten. Dort wird inzwischen jedoch auch schon praktisch via Internet
gekämpft. Die palästinensischen Hacker-Gruppen haben in ihrem Cyberwar,
"E-Jihad" genannt, bereits mehr als 80 Internet-Attentate durchgeführt,
sie werden unterstützt vom "Pakistan Hackerz-Club" sowie von Hackern im
Libanon, in Ägypten, Großbritanien, Brasilien und den USA. Außerdem
bahnt sich ein "ideologisches Zusammenrücken von Islamisten und
Neonazis" an, wobei letztere ihre "Cyber-Attentate" ebenfalls forcieren
wollen. Auf der anderen Seite gelang den israelischen Hackern jedoch
ebenfalls schon die eine oder andere Attacke gegen Websites der
Palästinenser. Hilfe bekommen sie vom "Institute for Counter-Terrorism",
das von den israelischen Geheimdiensten Mossad und Schabak geleitet
wird. Und nun eben auch von offiziellen deutschen Stellen - die damit
zwar ihren überwundenen Antisemitismus beweisen, aber nach wie vor ihre
Tradition der Partisanen-Vernichtung unterstreichen. 

Desungeachtet nehmen weltweit die Internet-unabhängigen
Partisanen-Verbände zu und immer mehr Staaten geraten nicht nur von oben
durch das internationale Kapital, sondern zusätzlich auch von unten
infolge ihrer Bürgerkriege in die Krise. Für die o.e. französischen
Kriegsökonomie-Forscher besteht das Beunruhigende vor allem darin, daß
die heutigen Partisanenformationen, egal ob rechts, links, religiös oder
ethnisch identifiziert, oftmals so lange kämpfen, bis alle
wirtschaftlichen Mittel in ihren "befreiten Gebieten" erschöpft sind,
einschließlich der humanitären Hilfslieferungen. Und daß sie sich -
nicht zuletzt über ihre Sympathisanten im Ausland - "in der Diaspora`` -
zu multinationalen Banden-Geflechten, wenn nicht gar Konzernen,
entwickeln - seitdem die Unterstützung ihrer Kämpfe aus dem Osten oder
aus dem Westen weggefallen ist.

 Zur Begründung ihrer Staatsgefährdung führt Martin van Creveld eine
weitere Unterscheidung an: Auf der einen Seite die Irregulären, die
wirklich kämpfen wollen - bis zum Tod, und auf der anderen Seite die
regulären Soldaten, die zunehmend weniger motiviert sind: "Entweder ist
man stark oder man hat das Recht, beides geht nicht," meint er. Diese
Unterscheidung kann man noch einmal bei den Befreiungsbewegungen selbst
treffen. Der Frankfurter Widerstandsforscher Hans Grünberger sagt
deswegen "Der Partisan ist eine Kippfigur": Scheitert der Aufstand -
wird er zum Kriminellen, gelingt der Aufstand wird er Offizier oder
Staatsbeamter. Die Partisanen sind also nicht nur beweglich im Raum,
sondern auch flüchtig in der Zeit. Die Psychologie attestiert ihnen
gerne mangelnde Reife - bis hin zu Neurosen und Psychosen, während die
Politikforschung ihren Hang zu Fanatismus und Despotismus
herausstreicht. Der Psychoanalytiker Paul Parin entdeckte 1945 in
Jugoslawien sogar eine regelrechte "Partisanenkrankheit". Sie besteht
kurz gesagt darin, nicht mehr mit dem Kämpfen aufhören zu können. Und
ist somit das genaue Gegenteil von einer "Kriegsneurose", mit der
Soldaten sich vor weiteren Fronteinsätzen schützen.

"Es ist eine schwierige Klientel," so charakterisierte gerade ein
kolumbianischer Rechtsanwalt die Partisanen. Die deutsche Terroristin
Inge Viett äußerte sich in ihrer Biographie ganz ähnlich - über einige
ihrer ehemaligen männlichen Mitkämpfer. In einer Diskussion bestritt sie
neulich jedoch, daß es so etwas wie rechte Partisanen überhaupt geben
könne: Weil das Partisanentum die Form einer Volkserhebung ist - während
die Rechte diese genau (technisch) verhindern will. Exakt andersherum
argumentieren dagegen der Widerstandsforscher und Mitbegründer der
Künstlersozialkasse Rolf Schroers sowie der faschistische
Staatstheoretiker Carl Schmitt: Für sie kämpfen Partisanen immer und
überall für die Wiederherstellung eines alten Rechts- und
Autonomie-Raumes, wohingegen alle die, die für etwas noch nie
Dagewesenes Partei ergreifen, bloß Revolutionäre sind. So gesehen wären
die beiden US-Terroristen wenn schon nicht die letzten so doch echte
Partisanen. Für uns deuten sie damit eher, auch ohne es zu wollen, auf
echten sozialen Sprengstoff hin, d.h. auf einen fortschreitenden Zerfall
von Gesellschaft.

mit freundlicher Genehmigung der Autoren
der Text ist erschienen in: "wpp - wölfe partisanen prostituierte"
(Kulturverlag Kadmos, Berlin 2007)




 83 
 am: November 23, 2007, 12:04:39 am 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
ANJANA SHRIVASTAVA: Der Amerikanische Individualanarchismus - 2

In der Person von McVeigh vereinigen sich für die extreme Rechte mehrere
positive Eigenschaften: Er war ein hochdekorierter Soldat, den seine
Kampferfahrungen im Golfkrieg jedoch enttäuscht, wenn nicht
traumatisiert hatten und der anschließend nur noch eine Anstellung als
unterbezahlter Wachmann bei verschiedenen Firmen in Buffalo fand. Wie
ein gefangener Wolf im Zoo drehte er fortan seine nächtlichen Runden auf
Betriebsgeländen - zu deren Sicherheit. Dazu gehörte auch der Zoo von
Buffalo, wo er sich während seiner Arbeit mit einem der Raubtiere näher
anfreundete. Als er anfing, regelmäßig Waffenmessen zu besuchen, war er
schon mit rechtsradikalem Gedankengut vertraut.  Besonders beeinflußt
hat ihn der Roman "Die Turner Tagebücher", den er sich über die Waffen-
und Militärzeitschrift "Soldiers of Fortune" bestellte. Der Autor ist
ein amerikanische Nationalsozialist namens William Pierce. Seinen 1976
veröffentlichten Text betrachtete später das FBI als direkte
Handlungsanleitung für McVeighs Oklahoma-Attentat. Der Roman beginnt
halbwegs realistisch - mit einer Razzia bei Waffenbesitzern. Die
Handlung spielt in der Zukunft: Waffen in Privatbesitz sind inzwischen
streng verboten. Der Romanheld Turner sieht sich nach seiner Entlassung
aus dem Gefängnis gezwungen, in den Untergrund zu gehen, wo er sich
einer rechten, gegen die Regierung kämpfenden Organisation anschließt.
Diese finanziert sich zunächst durch einen tödlichen Überfall auf einen
jüdischen Lebensmittelhändler. Trotz verschiedener Rückschläge gelingt
es ihren autonom agierenden Kampfzellen, sich auszubreiten - konkret:
innerhalb sechs Jahren, erst Los Angeles, dann Washington und
schließlich die ganze Welt zu beherrschen. Ein schwindelerregendes
Szenario für einen jungen Waffennarren wie McVeigh. Als Kind flüchtete
er sich vor der unglücklichen Ehe seiner Eltern in Comic-Geschichten von
Superhelden. Mit 20 ging er zur Armee, ihm gefielen besonders ihre
Werbeslogans: "Lerne die Welt kennen" und "Leiste schon vor 9 Uhr
morgens mehr als die meisten Menschen den ganzen Tag". Die "Turner
Tagebücher" bieten gerade für solch gute amerikanische Patrioten wie
McVeigh eine Perspektive: Mit Einsatzfreude und technischer Versiertheit
können sie selbst "Caesar und Napoleon" überflügeln.  Der Autor, Pierce,
will damit sagen, daß die moralische und rassische "Degeneration" des
ursprünglichen Weißen Amerikas immer noch rückgängig zu machen ist.
Seine Vorstellung von einer weißen Vorherrschaft ist zugleich ein
paranoischer Widerhall der Hoffnungen amerikanischer Indianer im später
19.Jahrhundert, deren Erweckungsbewegung vom Verschwinden aller Weißen
und der Rückkehr der Bisonherden ausging. Diese Heilslehre breitete sich
wie ein Feuer über die trockenen Ebenen der ihnen noch verbliebenen
Territorien aus. Die indianische Euphorie drückte sich in sogenannten
Geister-Tänzen aus, die Männer und Frauen bis zur Erschöpfung
veranstalteten. Eine solche Tanz-Zeremonie - auf dem Pine Ridge, South
Dakota- war es dann auch, aus der sich 1890 die Schlacht am Wounded Knee
entwickelte, die den Endsieg der Weißen über die Indianer bedeutete. Bei
ihren Tänzen trugen die Siuox Baumwollhemden, die sie mit Symbolen der
Erweckungsbewegung bemalt und deren Ränder sie ausgefranst hatten, damit
sie ihrer traditionellen Lederkleidung ähnelte, die sie nicht mehr
besaßen.  Auch Timothy McVeigh trug ein Baumwollhemd, als ihn die
Polizei von Oklahoma bereits wenige Stunden nach dem Attentat in seinem
Auto - wegen fehlender KFZ-Kennzeichen und illegalem Waffenbesitz -
verhaftete. Bei der Vernehmung, so wunderte sich einer der Polizisten im
Nachhinein, wirkte McVeigh merkwürdig ruhig, obwohl es seine erste
Verhaftung war. Der Beamte bemerkte auch sofort das merkwürdige T-Sirt:
vorne war ein Porträt des ermordeten Abraham Lincolns und hinten ein
Baum draufgedruckt. Ihm entging jedoch der Revolutions-Spruch unter den
Graphiken: "Der Baum der Freiheit muß immer wieder mit dem Blut von
Patrioten und Tyrannen getränkt werden". Deswegen kam der Polizist, der
immerhin wie alle seine Kollegen an dem Tag bei der Fahdnung nach den
Beteiligten am Bombenüberfall eingesetzt war, auch nicht darauf, daß er
den politischen Attentäter bereits gefaßt hatte.  McVeighs politische
Ideen über die Beziehungen zwischen dem Individuum und dem Staat, die er
mit praktischen, aus den alten Pionierzeiten überkommenen
Überlebens-Techniken, verband, waren einerseits zu intellektualistisch
und andererseits zu asketisch, um vom Durchschnittsamerikaner ernst
genommen zu werden.  Randy Weaver, der Märtyrer von Ruby Ridge, der
weniger zu Einsamkeit und politischer Reflexion neigt, ist aus seinem
Idaho-Versteck in die amerikanische Zivilisation zurückgekehrt - mit
einer neuen Frau und einer Harley-Davidson in der Garage. Die meisten
Leute, die auf Waffenmessen sein Buch über seinen bewaffneten
Zusammenstoß mit der Staatsgewalt kaufen, "wollen eher mit mir reden als
ich mit ihnen", erklärte er der Washington Post. Manchmal denkt Weaver
noch an die Jahre auf Ruby Ridge zurück, wo seine dann erschossene und
zur Opferikone gewordene Ehefrau im Sommer mit den Kindern eimerweise
Blaubeeren gesammelte und für den Winter Lebensmittel eingekocht hatte.
Aber ansonsten hat er all das hinter sich gelassen, behauptet er.
Dennoch spielt Weaver gelegentlich wieder mit dem Gedanken, ein Stück
Land in den Bergen von Arkansas zu kaufen, mit einem kleinen Haus an
einem kalten Bach - "aber wer zum Teufel würde noch so leben wollen..."
sagt er zu niemandem bestimmten.


3. zwei amerikanische Terroristen
Unter der ständigen Überwachung im Gefängnis "Supermax" in Colorado,
entwickelte sich ein Freundschaft zwischen Timothy McVeigh und Theodore
Kaczynski, dem sogenannten UNA-Bomber: ein Mathematiker und
Ökoterrorist, der über 20 Jahre lang von seinem Versteck in der
Montanawildnis Briefbomben an Personen schickte, die er als
verantwortlich für die Zerstörung der Natur durch die fortschreitende
Technik erklärte. Die beiden Häftlinge lernten sich während der
täglichen Freistunde, die sie außerhalb ihrer Einzelzelle verbringen
dürfen, kennen.  McVeigh meint: "Ich bin sehr rechts, während er sehr
weit links steht, aber sonst sind wir uns ziemlich ähnlich. Alles, was
wir jemals wollten, was wir von diesem Leben wollten, war die Freiheit,
unser Leben genau so zu leben, wie es uns vorschwebte".  Kaczynski
erzählt: "Er war sicherlich kein gemeiner oder feindseliger Mensch, und
nichts deutete darauf hin, daß er solch ein Superpatriot war. Ich
vermute, er ist eigentlich ein Abenteurer, aber seit dem Ende der
Pionierzeit hat Amerika wenig Platz für Abenteurer".  Sowohl McVeigh als
auch Kaczinski, wenn man ihren Spuren folgt, die sie ins Supermax
führten, wirken weniger wie zwei Terroristen mit unterschiedlichen
Ideologien, sondern wie zwei amerikanische Trapper mit umgekehrten
Vorstellungen. Man kann sagen, daß beide eine Hochachtung für die Natur
haben und beiden eine hohe Wertschätzung von Waffen eigen ist. Doch für
den UNA-Bomber stellt die Natur die Große Ordnung dar, in der man am
Besten mit einem Jagdgewehr klar kommt. Für den Oklahoma-Bomber sind
dagegen die Waffen vor allem ein rhetorisches Werkzeug des Bürgers, sie
haben nur zufällig ihre wahre Bestimmung im Wald.   Kaczynski Weg in den
Terrorismus begann, als er sich - wie viele Intellektuelle in den
Siebzigerjahren - entschied, seine bürgerliche Existenz aufzugeben und
in den Bergen zu leben. Doch was als Interesse am Erlernen der
Techniken, die ein autonomes Leben im Wald ermöglichen, begann, wandelte
sich eines Tages, als er aus seiner Hütte in der Nähe von Lincoln
Montana, flüchtete, um den Sommertouristen zu entkommen. Er trekkte zwei
Tage, um zu seinem Lieblingsort zu gelangen: ein uralter Tafelberg, der
wie eine Festung  von Felsen und Wasserfällen geschützt war. Doch als er
ankam, hatte man dort eine Autostraße quer durchs Gebirge gebaut.
McVeigh wurde Terrorist, als er endgültig davon überzeugt war, daß die
Regierung den Bürgern das Grundrecht streitig macht, Waffen zu tragen.
Ausschlaggebend dafür waren seine Erfahrungen im Golfkrieg, wo er als
MG-Schütze auf einem Aufklärungspanzer eingesetzt war. Noch auf
Distanzen von über 1000 Meter- das entspricht ungefähr zwei
Fußballfeldern - verwandelte ein Schuß aus seiner Waffe irakische
Soldaten in eine Art roten Nebel. Die hoffnungslose Unterlegenheit der
mit "normalen Waffen" ausgerüsteten Gegner sah er dann erneut bei der
Belagerung von Waco, Texas, wo die Verteidiger in einem Feuersturm
untergingen. 

Einige Jahre vor der Amerikanischen Revolution schlug das reale Vorbild
für "Lederstrumpf", Daniel Boone, einen Trapperpfad quer durch die
Wildnis der Apalachen, der später zur Hauptstraße in den Westen wurde.
Indem Boone dies tat, wurde er zum ersten Vertreter einer neuen Klasse
von professionellen Indianer-Bekämpfern. Aber eigentlich ging es ihm
dabei um die Jagdgründe der Blue-Grass-Ebenen von Kentucky, deren
saftige Weiden Herden von Hirschen, Bisons und Elchen anlockte, so wie
sie schon in uralten Zeiten Mastodons und Mammuts angelockt hatten. In
den Augen des Trappers Boone kamen die Ebenen von Kentucky dem Paradies
gleich, die aristokratischen Jäger Europas konnten sich Derartiges nicht
einmal vorstellen: "Diese Vielfalt an Blumen und Früchten, alle in
wunderbaren Farben, wohl gestaltet und verführerisch im Geschmack.
Immerwährend wurden wir jedoch von ihnen abgelenkt, weil vor uns
unzählige Tiere auftauchten".

 Amerika wurde aufgebaut mit einer optimistischen Idee, mit der Idee der
Aufklärung: Wenn eine Mehrheit in der Gesellschaft ihre Geschicke selbst
bestimmt, wird daraus eine bessere Gesellschaft als jemals zuvor werden.
Die ideale Bürgergesellschaft ist sozusagen das komplement zu Amerikas
paradiesischer Natur.  Es kam dabei jedoch auch eine eher pessimistische
Idee zum Tragen: Demnach hatten die europäischen Zivilisationen und
Monarchien alles Gesellschaftliche derart mißgestaltet, daß es geboten
war, in der Wildnis, in einer unbekannten Natur, einen Neuanfang zu
machen - völlig unabhängig von der Zivilisation. Dies ist die dunkle,
puritanische Seite des Amerikanischen Traums, wie sie von D.H.Lawrence
in einer kleinen, meisterhaften Skizze über den amerikanischen Geist
beschrieben wurde. Was Lawrence darin als "Anti-Humanismus" begreift,
findet sich wieder in dem Wunsch von McVeigh und Kaczynski, fernab von
der optimistischen Gesellschaft der Mehrheit ihr Leben führen zu
wollen.  Bis jetzt gab es immer reichlich Raum auf dem Kontinent, um die
meisten Versionen des amerikanischen Traums auszuleben: Die Freiheiten
in Utah oder Arizona waren andere als die in Washington D.C. oder New
York. Gewährleistet wurden sie einmal durch die Größe des Raumesund zum
anderen durch die Verfassung, deren erste zehn Grundrechte dem Bürger,
zumindestens den weißen Männern, ein für Nationalstaaten ungewöhnliches
Maß an Widerstand gegen die staatliche Ordnung einräumten.

Natürlich kam es dabei immer wieder zu Einschränkungen: Zuerst verlor
der Süden gewaltsam das Recht, Sklaven zu halten. Dann verloren die Bauern
im Mittleren Westen, die sich bis dahin für das Herz der Nation gehalten
hatten, ihr Freiheitsgefühl - und fanden sich trotz ihres organisierten
Widerstands in den Fängen der Gesetze wieder, die Banken, Eisenbahnen
und Handel begünstigten. Die Angst vor dem schrumpfenden Raum und dem
Verschwinden der Rechte  oder vielmehr der Bedeutungsverlust dieser
beiden Faktoren wird von McVeigh und Kaczinsky ausgedrückt, die von sich
behaupten, daß sie eigentlich nur friedliche Bürger sein wollten und
zutiefst unpolitisch sind. Sie sprechen von der "Omnipräsenz" der Macht,
und meinen, daß die Überwachung der Bürger schlimmer geworden sei als
alle altstaatlichen Repressionen. Alles in allem ist es eine Klage über
den Verlust des Westens, über einen vor allem seelischen Verlust.
Wenn es heute ein gesellschaftliches Gegenstück zur paradiesischen Fülle
der Kentucky Blue-Grass-Ebenen gibt, dann könnten dies die
Wal-Mart-Billigkaufhäuser sein.

Ende des Teil 2
   



 84 
 am: November 22, 2007, 11:48:27 pm 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
ANJANA SHRIVASTAVA (Mitarbeit Helmut Hoege)
Der Amerikanische Individualanarchismus - 1

Zur Lage der Detonation - ein Exposé

"Lupus lupi homo est" (alte Rudelweisheit)

1. Die Pornografie des Todes
Über die Opferschau der Druiden: "....sie weihen einen Menschen und
stoßen ihn mit einem Schwertstrich oberhalb des Zwerchfells nieder, und
während des Zusammenbruchs des Opfers, aus der Art des Falles und der
Zuckungen der Glieder, und dazu aus dem Strömen des Blutes wollen sie
die Zukunft erkennen, im Vertrauen auf die alte und vielgepflogene
Beobachtung dieser Vorzeichen." Poseidonios von Apameia (135-51/50 v.
Chr.)   

Die Angst vor dem Volkszorn und Ahnungen von einer öffentlichen
Hinrichtung gingen McVeigh bereits durch den Kopf, als man ihn vor dem
Gerichtsgebäude in Oklahoma erstmalig einer erregten Menschenmenge
vorführte. Dem "Time-Magazine" erzählte er später: "Ich bemerkte, dass
die Menge zu weit abgedrängt war, um mich mit einem Pistolenschuss
bedrohen zu können. Also nahm ich sofort die Bäume und die umliegenden
Gebäuden in Augenschein. Und unwillkürlich schaltete ich einen starren
Panoramablick an, mit dem man einen 1000-Meter-Sicherheitsbereich
überblicken kann. Das einzige, was ich bei Gefahr hätte tun können, war
ein kleiner Sprung zur Seite. Im Grunde genommen wirft man Dich den
Löwen vor".  "Dem Löwen vorgeworfen zu werden" erscheint als eher
archaisches Bild, da die öffentlichen Torturen der Vormoderne doch
längst durch humanistische Methoden der Beweisführung und Bestrafung
ersetzt wurden. Schon die Einführung der Guillotine zielte darauf ab,
unter den Zuschauern keine Sympathie mehr für die Verurteilten aufkommen
zu lassen. Denn die Königsmörder des Ancien Regime wurden stundenlang
gestreckt und gevierteilt und litten oft noch zusätzlich unter der
Überforderung von Henkern und Zugpferden. Die Justiz des 19.
Jahrhunderts wandte sich daher von der körperlichen Bestrafung ab und
widmete sich der Disziplinierung und Überwachung der Gefangenen. 
Mit der Übertragung des Todes des rechtsextremen Terroristen McVeigh
für die Angehörige enstand mitten im blassen bürokratischen Akt wieder ein
Moment von Märtyrertum. Schließlich ist McVeigh ebenfalls ein
Königsmörder, nämlich der Mörder des demokratischen Souveräns in Gestalt
der Bundesbeamten von Oklahoma. Das Volk als Souverän, zumindest wie es
durch die Opfer des Bomben-Attentats von Oklahoma repräsentiert wird,
ist allerdings schwer zu befriedigen. Das Zuschauen befriedigt nur im
Ansatz die Sehnsucht nach der Selbstjustiz des letzten Jahrhunderts.
Besonders in einem Staat wie Oklahoma, im Westen der USA, wo weiße
Männer ihre strittigen Ansprüche auf indianisches Land noch lange unter
sich austragen mussten. 

Diese Rückkehr zum archaischen Schauspiel der Hinrichtung entlastet
die heutigen Gefangenen im Todestrakt jedoch nicht
von der Bürde einer allgegenwärtigen hochmodernen
Überwachungsmaschinerie. In dem Supermax Gefängnis in Colorado wurde
McVeigh 24 Stunden täglich überwacht, davon 20 mit einer Videokamera.
Wenn er schlief, war die Kamera kaum einen Meter von ihm entfernt.
Damit sie funktionierte, musste immer eine Lampe brennen. Die Internetfirma,
die das Spektakel seines Tod für das Internetpublikum verkaufen wollte,
besitzt die Website "voyeur.com", auf der man über 55 Webcams rund um
die Uhr eine Studentinnen-WG beobachten kann. McVeigh hat zugegeben,
sich jeden Monat auf die ihm erlaubte Lieferung von Playboy und Hustler
zu freuen. Die Nacktfotos hingegen, die fremde Frauen ihm aus Orten wie
Tennessee zuschicken, bekommt er nicht ausgehändigt. 


2. Pieta eines Milizen
McVeigh war selbst einmal - zusammen mit  der ganzen amerikanischen
Rechten - Zeuge einer Opferschau gewesen: Nämlich der von Rosemary
Weaver - mit einem Baby im Arm und einer Kugel im Kopf. Im April dieses
Jahres verkaufte der Mann von Rosemary Weaver, der weisse Separatist
Randy Weaver, ein Buch über seine Lebensgeschichte auf einer Waffenmesse
in Lincoln, Nebraska. Das Weaver- Martyrium wollte Timothy McVeigh mit
seinem Attentat im April 1995 in Oklahoma-City rächen. Weaver hatte
einige Jahre zuvor seine Familie nach Idaho, in eine Gebirgsgegend
namens Ruby Ridge, evakuiert und sich dort mit einem ganzen
Waffenarsenal verschanzt. Als das FBI kam, um ihn wegen illegalem
Waffenhandel festzunehmen, starben seine Frau und sein Sohn im
Schußwechsel. Weaver wurde dadurch zu einem Volkshelden der Rechten.
Auf der Waffenmesse überreichte ein Indianer ihm zeremonielle Geschenke.
Der Indianer war der einzige Nicht-Weisse im Saal, er trug ein T-Shirt mit
dem Aufdruck: "Der Geist von Crazy Horse lebt." Weaver sagte zu ihm:
"Ich schätze, wenn man ähnlich wie ich von den Stiefeln der
Bundesregierung getreten wurde, weiß man eben, wie sich das anfühlt."
Auch Weavers Rächer Timothy McVeigh hätte dieses Prädikat "Unter dem
Stiefel der Bundesregierung gelitten zu haben" gerne für sich in
Anspruch genommen. Doch obwohl die amerikanische Öffentlichkeit über die
Belagerung von Ruby Ridge schockiert war, zeigte sie wenig Bereitschaft,
für die Argumente McVeighs in seinem eigenen Fall ein ähnliches
Verständnis aufzubringen. Das Vorgehen des FBI, seit dem Attentat in
Oklahoma solche gewalttätigen Erstürmungen von Waffenburgen wie die bei
Ruby Ridge und Waco, Texas zu vermeiden, hatte die Öffentlichkeit
beschwichtigt.  In einem Punkt aber gab es immer eine seltsame Einigkeit
zwischen McVeigh und der US Regierung. Sowohl der Angeklagte, als auch
die Staatsanwaltschaft bestanden darauf, dass das Attentat von einer
einzigen Person ausgeführt wurde: McVeigh war der Kopf der Aktion, wobei
er seine zwei Komplizen unter massiven Druck setzte. Doch verschiedene
Prozeßbeobachter, von den Verteidigern bis hin zu Angehörigen der Opfer,
haben mehr als genug Anhaltspunkte dafür gefunden, daß hinter diesem
Einzeltäter, der so offensichtlich ein Martyrium für sich sucht, noch
ganz andere an der Tat beteiligte Kreise existieren.  War es blosser
Zufall, dass ein gewisser Richard Snell, der selber einst angeklagt war,
das Gebäude in Oklahoma City 1982 in die Luft jagen zu wollen, genau am
Tag des Attentats von Mc Veigh in Arkansas wegen Mordes hingerichtet
wurde? Hatte der Rechtsextremist Snell nur geprahlt, als er
Racheaktionen am Tag seiner Hinrichtung ankündigte? War McVeigh wirklich
immer nur ein "einsamer Wolf" gewesen?   

Je mehr man über die amerikanische rechte Bewegung weiß, desto weniger
kann man zwischen einem Einsamer Wolf-Szenario und
Verschwörungsszenarien unterscheiden. Die weißen Rassisten haben es im
multiethnischen Amerika aufgegeben, Wählerschichten für sich gewinnen zu
wollen oder öffentliche Ämter anzustreben. Weil sie sich damit von allen
Entscheidungsprozessen ausgeschlossen haben, so behauptet wenigstens
Thomas Grumke in seiner sehr gründlichen Studie über den
"Rechtsextremismus in den USA," bleiben ihnen fast nur terroristische
Gewaltakte als Handlungsmöglichkeit.  Einer der Hauptstrategen der
extremen US-Rechten, das ehemalige Ku-Klux-Klan-Mitglied Louis Beam, hat
dazu eine Strategie entwickelt, die eine Adaptation und Zuspitzung
klandestiner kommunistischer Organisationsmodelle - eine Reihe
untereinander isolierter Zellen unter einem Zentralkommando - darstellt.
Beam sieht für seine Bewegung die Schaffung von lauter "Phantomzellen"
vor, die aus nur einem Mann, ohne eine lenkende Zentralinstanz bestehen
und so aktiv werden sollen. In diesem Konzept eines "führungslosen
Widerstands" nimmt die Rechte zwar ideologischen Einfluss auf
gewaltbereite Männer wie McVeigh, doch beteiligt sie sich nicht direkt
an deren Taten. Auf einer Waffenmesse in Tulsa Oklahoma hatte McVeigh
1994 erstmalig ein Mitglied aus der rechtsradikalen Gruppe "Elohim City"
getroffen. In den Monaten vor dem Attentat besuchte mehrmals McVeigh
diese separatistische Gemeinschaft, mit der auch Richard Snell kurz vor
seinem Tod in Verbindung stand.  Amerikas Waffenmessen sind für die
extreme Rechte ungefähr dass, was Grosstadt Busdepots für die
Prostitution ist: Hier verwirrte, von zu Hause weggelaufene Mädchen, die
zu einer leichten Beute für Zuhälter werden, dort vereinsamte Menschen
wie McVeigh, die sich nur mit Waffen sicher fühlen. Die Liebe zu Waffen
gehört auf intimste Weise zur amerikanischen Tradition. Für viele weisse
Männer, die in den dahinsiechenden agrarischen und industriellen
Regionen der USA leben, besitzen Waffen eine eigene Magie. Sie erweitern
die Macht und Potenz eines Menschen fast ebenso wie das Geld, das die
meisten dieser Männer nicht haben. Timothy McVeigh, zum Beispiel, ist
Enkel eines Bauern aus dem Norden des Bundesstaates New York, der seinen
Hof aufgeben musste. Sein Vater war Arbeiter in einer Autofabrik bei
Buffalo, die ab den frühen neunzigerjahren keine Leute mehr einstellte.
McVeighs Helfer bei der Vorbereitung des Attentats, Terry Nichols, war
ebenfalls ein Bauer, der in den Achtzigerjahren seinen Hof in Michigan
verlor. In diesen Milieus ist die Waffe statt der Farm, das einzige, was
von den Pioniertagen übrig blieb - das letzte, zudem immer mehr
symbolischer werdende Mittel zur Verteidigung und Selbstversorgung. 

Ende des Teil 1

mit freundlicher Genehmigung des Autors
der Text ist erschienen in: "wpp - wölfe partisanen prostituierte"
(Kulturverlag Kadmos, Berlin 2007)




 85 
 am: Oktober 22, 2007, 11:32:29 am 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
Sounds like T.K. & Manifesto

"Die Trennung zwischen Freizeit und unfreier Arbeit war euch unerträglich?
Sie wird aufgehoben. Rund um die Uhr verfügbar, kennt ihr keinen Feierabend mehr. Ihr habt euch wie eine anonyme Nummer in der großen Maschinerie gefühlt? Jetzt bekommt jeder von euch ein individualisiertes Hamsterrad, infolgedessen werdet ihr auf kollektive Schutzstrategien und Absprachen zur Normsenkung verzichten müssen.
Ihr wollt euch von den Ausbeutern befreien? Werdet selbständig und beutet euch selbst aus.
Die Hierarchie könnt ihr nicht ausstehen? Kein Problem, sie wird abgeflacht, zumal sich auf diese Weise sparen lässt.
Nicht mehr Vorarbeiter, sondern ihre Werkzeuge kontrollieren die Beschäftigten. Die Technik bestimmt das Tempo, speichert das Getane bzw. Nichtgetane und zeigt es notfalls an - eine Kontrollverlagerung, die zu weiterer Vereinzelung führt: Immerhin waren Chefs gemeinsame Feinde, gegen die sich Belegschaften zusammenschließen und wehren konnten. Ohnehin ist der Befehlshaber nicht mehr der Boss, sondern der Kunde. Der Kunde, also wir alle, lässt Firmen keine andere Wahl, als Löhne zu senken, um preiswert zu bleiben. Wer gegen Lohnsenkung kämpft, kämpft gegen sich selbst.
Mehr denn je ist das neue System ein Zwangsapparat. Seine Stärke zieht es nicht aus positiver Bindung, sondern
aus der Angst vor Entlassung und Arbeitslosigkeit."

zitiert aus: Guillaume Paoli "Das Frankensteinexperiment"
in: Reinigungsgesellschaft und Miklós Erhardt: The Social Engine - exploring flexibility,
Hg.: Studio of Young Artists Association und ACC Galerie Weimar 2007

 86 
 am: Oktober 19, 2007, 12:26:15 pm 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26380/1.html

 87 
 am: Oktober 19, 2007, 12:24:38 pm 
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 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26380/1.html

 88 
 am: Oktober 13, 2007, 12:29:17 pm 
Begonnen von Puzzle - Letzter Beitrag von Autor
eines der neuen projekte von paul garrin ist
http://greenlined.org/casestudy.phpgreenlined at wifiny dot org

kontakt:
info@name-space.com
PO Box 20298
New York, NY 10009
212-979.0642 (voice)

 89 
 am: Oktober 12, 2007, 07:11:03 pm 
Begonnen von admin - Letzter Beitrag von admin
Deutschland sucht den "Supernazi":
Wer oder was hat mit dem Nationalsozialismus am meisten gemein?

Umfrageergebnis:
Eva Hermann 2 %
Ahmadinedschad 17 %
Filbinger & Oettinger 22 %
Das ZDF 13 %
Günter Grass 2 %
Die Antifa 23 %
Der deutsche Fußball 5 %
Die Autobahnen 6 %
Joseph Fischer (erster deutscher Angriffskrieg seit 2. Weltkrieg) 10 %

Gesamtstimmen: 1640 (gerundet)

Quelle:
http://www.heise.de/tp/r4/umfrage/index.shtml
http://www.heise.de/tp/r4/umfrage/ergebnis.shtml



 90 
 am: Oktober 02, 2007, 04:25:56 pm 
Begonnen von LUdwig - Letzter Beitrag von Yasmina
Ja, der Film hat mich auch sehr beeindruckt. Ich habe auch diverse Ausstellungen
von Lutz Dammbeck besucht, die das Thema weiter bearbeiten.

 smiley

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